M. Delgado u.a. (Hrsg.): Politik aus christlicher Verantwortung

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Titel
Politik aus christlicher Verantwortung. Ein Ländervergleich Österreich – Schweiz


Herausgeber
Delgado, Mariano; Neuhold, David
Erschienen
Innsbruck 2008: StudienVerlag
Anzahl Seiten
272 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Alois Steiner

Anlass zu diesem Buch bildete das Symposium an der Universität Freiburg/Schweiz vom 9. bis 10. Juni 2006 über das Wirken von Katholiken in der politischen Öffentlichkeit unter besonderer Berücksichtigung in Österreich und der Schweiz. Die Parteien mit christlich geprägtem Gedankengut in beiden Ländern betrachten sich zwar nicht mehr als verlängerten Arm der Amtskirche; sie wollen sich jedoch, ihrer Verantwortung als Christen und Menschen guten Willens bewusst, bei der Gestaltung ihres jeweiligen Landes einbringen. 15 Referenten aus beiden Ländern fanden sich ein, um ihren Beitrag zu den Themen Parteipolitik, Sozialethik sowie ethisches Fundament und christliche Verantwortung zu leisten.

Mariano Delgado verglich die Programme und Grundsatzpapiere jener Parteien in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich zum christlichen Menschenbild bekennen oder das «C» im Namen führen. Grundsätze wie Freiheit und Verantwortung, Solidarität und Subsidiarität sind gefragt. Zu berücksichtigen ist dabei immer, dass die Politik die Kunst des Möglichen, nicht des Vollkommenen ist. David Neuhold versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Alpenrepubliken Österreich und der Schweiz aufzuzeichnen. Urs Altermatt und Ernst Hanisch schilderten je die konkrete politische Situation ihres Landes im 20. Jahrhundert. Alfred Dubach beschreibt den religiösen und gesellschaftlichen Wandel in der Schweiz anhand der bischöflichen Stellungnahmen zu 14 eidgenössischen Abstimmungsvorlagen. Bei 8 von 14 Vorlagen folgten die katholischen Stimmbürger den bischöflichen Empfehlungen nicht. In den letzten Jahren lässt sich eine Nivellierung des Stimmverhaltens zwischen Katholiken und Protestanten feststellen. Leopold Neuhold skizziert den entsprechenden Wandel im Nachbarland.

Der Sozialethiker Hans Halter untersucht den Anteil christlicher Ethik und Katholischer Soziallehre in der schweizerischen Politik. In den letzten Jahren haben die C-Parteien, insbesondere die CVP, gegenüber den Empfehlungen der Bischofskonferenz unterschiedliche Positionen vertreten (Migrations- und Asylpolitik). Das hat zu einem starken Wählerschwund bei der CVP geführt. Ingeborg Gabriel, die österreichische Sozialethikerin, verweist auf das Bemühen von Kardinal König, die katholische Kirche aus der traditionellen politischen Umarmung zu lösen und Äquidistanz zu allen politischen Gruppierungen zu gewinnen.

Ivo Fürer, der ehemalige Bischof von St. Gallen, stellt die grundsätzliche Pflicht der Kirche fest, sich in die Politik einzumischen, wenn es gilt, die volle individuelle und korporative Religionsfreiheit einzufordern. Urs Schwaller, der Fraktionschef der CVP-Fraktion im eidgenössischen Parlament, erläutert einige konkrete Umsetzungen der christlichen Politik in der Legislaturperiode 2003–2007, während der ehemalige Vizekanzler Josef Riegler die Bemühungen schildert, Österreich menschlicher zu machen. Rolf Weibel kommt in seiner Untersuchung über «katholische Politik» in der Schweiz im Spannungsfeld von kirchlicher Vorgabe, medialer Öffentlichkeit und persönlichem Entscheid auf den höchst fragwürdigen Beschluss des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes zu sprechen, bei der Abschaffung des Bistumsartikels aus der Bundesverfassung im Interesse ihrer reformerischen Ziele ein eigenes Süppchen zu kochen. Thomas A. Bauer zeigt österreichische Spezialitäten auf wie das Zeitungsunternehmen «Die Furche», das Kirchenvolksbegehren «Wir sind Kirche» oder das Medienprojekt der Erzdiözese Wien mit der Monatszeitschrift «Multimedia». Franziska Metzger geht den Veränderungen des Verhältnisses von Religion und Politik in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert nach, während Wolfgang Mantl nachweist, dass erfolgreiche C-Parteien im 20. Jahrhundert sich stets rechts von der Mitte positionierten.

Das sind nur einige Hinweise auf die äusserst vielfältigen Aspekte, die auf dem Symposium zur Sprache kamen.

Zitierweise:
Alois Steiner: Rezension zu Mariano Delgado/David Neuhold (Hg.), Politik aus christlicher Verantwortung. Ein Ländervergleich Österreich – Schweiz, Innsbruck/Wien/Bozen, Studienverlag, 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 103, 2009, S. 333-334.

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